Otto-Hahn-Medaille für Joannis Koepsell
Für seine herausragende Doktorarbeit erhält Joannis Koepsell, ehemals Doktorand von Immanuel Bloch, die Otto-Hahn-Medaille, den Promotionspreis der Max-Planck-Gesellschaft für exzellente Nachwuchswissenschaftler.
Im Jahr 2018 erlebten Joannis Koepsell und seine Kollegen in der Arbeitsgruppe von Christian Groß am MPQ einen magnetischen Moment: Den Garchinger Physikern gelang es erstmals, die magnetische Umgebung mobiler Störstellen in einem Kristallgitter, sogenannte magnetische Polaronen, mithilfe eines Quantensimulators fotografisch abzulichten. Mit ihren Ergebnissen lieferten sie die ersten experimentellen hochaufgelösten Bilder der Schmückungswolke (engl. „dressing cloud“) solcher Quasiteilchen. Diese Messungen bieten einen neuartigen Ansatz für die Untersuchung der Frage, welche Rolle magnetische Polaronen bei der Entstehung exotischer Phänomene – wie der Hochtemperatursupraleitung – spielen.
Mithilfe eines Quantengasmikroskops fertigte Joannis Koepsell mit seinen Kollegen zehntausende Abbildungen von zweidimensionalen dotierten antiferromagnetischen Systemen in einem Lithium-basierten Quantensimulator an. Eine besondere Herausforderung war dabei die Entwicklung der gleichzeitigen Spin- und Ladungsauflösung des Aufbaus. Diese volle Auflösung ermöglichte es dem Team, magnetische Polaronen erstmals direkt zu fotografieren (durch Messungen von Korrelationen zwischen Spins und Ladungen). Für diese herausragende Leistung im Rahmen seiner Promotionsarbeit mit dem Titel „Quantensimulation dotierter zweidimensionaler Mott-Isolatoren“ wurde Joannis Koepsell nun von der Max-Planck-Gesellschaft mit der Otto-Hahn-Medaille ausgezeichnet.
„Dieser angesehene Preis markiert einen besonderen Moment in meinem Leben. Um die Wissenschaft voranzubringen, muss man immer wieder versuchen, die Grenzen des Möglichen zu überwinden. Ich freue mich, dass unsere Fortschritte als bedeutender Schritt in der Quantentechnologie angesehen werden. Es fasziniert mich zu beobachten, wie ein rätselhaftes makroskopisches Phänomen aus einfachsten mikroskopischen Bestandteilen hervorgeht. Die Messungen im Rahmen dieser Arbeit waren für mich ein wahrgewordener Traum.“
Nach seiner Promotion und kurzer Tätigkeit als Postdoktorand am MPQ wechselte Joannis Koepsell mit seinem Wissen in die Halbleiterindustrie. Heute ist er als Projektleiter Forschung & Entwicklung beim Technologiekonzern ZEISS Semiconductor Manufacturing für die Entwicklung von Reparaturlösungen von Photomasken zuständig, die bei der Herstellung von High-End-Computern und Smartphone-Chips zum Einsatz kommen.
Seit 1978 zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr bis zu 30 junge Wissenschaftler*innen für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Dissertation erbracht haben, mit der Otto-Hahn-Medaille aus. Die Auszeichnung wird üblicherweise jeweils während der Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft im folgenden Jahr verliehen.