Prof. Reinhard Kienberger erhält EPS Preis für „Forschung in den Laser-Wissenschaften und -Anwendungen“
Der österreichische Wissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Kienberger, Leiter des Lehrstuhls für Laser- und Röntgenphysik an der Technischen Universität München und Max-Planck-Fellow am MPQ, wird von der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (EPS) mit dem „2016 Prize for Research in Laser Science and Applications“ ausgezeichnet.
Prof. Reinhard Kienberger stammt aus Saalfelden in Österreich. Im Labor von Prof. Ferenc Krausz, damals an der Technischen Universität Wien, promovierte er über das Thema „Subfemtosecond XUV Pulse Generation and Measurement“. Dabei erzeugte er als erster Lichtpulse mit einer Dauer von weniger als einer Femtosekunde (ein Millionstel einer milliardstel Sekunde). 2004 erhielt er das APART Stipendium (Austrian Programme for Advanced Research and Technology) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das ihm einen 10-monatigen Forschungsaufenthalt am Stanford Linear Accelerator Center (USA) ermöglichte. Bei seiner Rückkehr aus den USA trat er 2005 in die Abteilung „Attosekundenphysik“ von Prof. Ferenc Krausz am Max-Planck-Institut für Quantenoptik ein. 2006 erhielt er den Sofja Kowalevskaja Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung und gründete am MPQ die selbständige Forschungsgruppe „Attosekundendynamik”; im Jahr 2007 erhielt er das „Starting Grant“ des European Research Council (ERC). 2009 wurde er als Professor für Experimentalphysik an die TU München berufen. Im November 2010 wurde er mit dem ICO-Preis der International Commission for Optics ausgezeichnet. 2012 wurde er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Als Max-Planck-Fellow des Jahres 2014 sowie durch die Zugehörigkeit zum Labor für Attosekundenphysik von Prof. Krausz hat Prof. Kienberger weiterhin enge Verbindungen zum MPQ.
Mit der Übernahme des Lehrstuhls für Laser- und Röntgenphysik an der TU München im Jahr 2013 erweiterte Kienberger das bisherige Forschungsspektrum der Ultrakurzzeitspektroskopie um die Attosekundendynamik. Deren Ziel ist es, Momentaufnahmen vom Innenleben der Atome und Moleküle zu erhalten. Die Wissenschaft erhofft sich hieraus wichtige Erkenntnisse über den tatsächlichen Ablauf chemischer Reaktionen, das Verhalten von Elektronen in Festkörpern oder die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie. „Eine Attosekunde ist ein Milliardstel einer milliardstel Sekunde, ein unvorstellbar kleiner Zeitraum“, sagt Reinhard Kienberger. „Dies sind die Zeiträume, in denen sich die Bewegung der Elektronen in den Atomen abspielt. Mit extrem kurzen Lichtblitzen können wir diese Bewegung sichtbar machen und untersuchen.“ Anwendung könnten die neuen Erkenntnisse in der Chemie, der Molekularbiologie, der Nanoelektronik und auch in der Tumorbehandlung finden. Olivia Meyer-Streng