Timon Hilker folgt Ruf an die University of Strathclyde

Als „Reader“ wird er nun in Glasgow seine erfolgreiche Forschung zu Quantensimulationen komplexer Materialien fortsetzen.

22. August 2024

Timon Hilker, Gruppenleiter in der Abteilung Quanten-Vielteilchensysteme am MPQ, hat Mitte dieses Jahres eine unbefristete Stelle an der University of Strathclyde in Glasgow angetreten. Dort wird er seine Forschungen zu Quantensimulationen mit ultrakalten Atomen fortsetzen. Am MPQ leitet Timon Hilker seit 2020 das Labor für das Lithium-Quantengasmikroskop sowie gemeinsam mit Philipp Preiss das Projekt FermiQP. Während das „Lithium-Labor“ mithilfe von Quantensimulationen die verschiedenen Phasen des Fermi-Hubbard-Modells untersucht, um die mikroskopischen Prozesse rund um das Phänomen der Hochtemperatursupraleitung zu entschlüsseln, konzentriert sich das FermiQP Projekt auf die Kombination von analoger Quantensimulation und digitalen Quantengattern in optischen Gittern. Darüber hinaus hat Timon Hilker in den letzten Jahren die Natrium-Kalium-Gruppe, geleitet von Xinyu Lu, bei Experimenten mit ultrakalten Molekülen unterstützt.

An der Universität Strathclyde bekleidet Timon Hilker nun eine Stelle als „Reader“. Das ist die dritte von vier akademischen Stufen im britischen System und entspricht in etwa einer W2-Professur. Damit verbunden ist Lehre in der Physik sowie eine Tätigkeit als unabhängiger Forscher. Hier wird er neue Experimente mit Lithiumatomen bei Temperaturen von einem Milliardstel Grad über dem absoluten Nullpunkt aufbauen. „In meiner Forschung werde ich mich weiterhin auf Quantensimulationen von komplexen Materialien konzentrieren. Dazu bauen wir hochpräzise künstliche Quantensysteme, in denen wir jedes Teilchen einzeln beobachten können. Damit lässt sich die kollektive Bewegung von Elektronen zum Beispiel in Magneten simulieren. Das Ziel ist es, grundlegende Prozesse besser zu verstehen, aber auch neue Methoden für die Entwicklung von Quantenmaterialien zu finden. Dabei profitiere ich von meiner mehr als zehnjährigen Erfahrung am MPQ und den spannenden neuen Entwicklungen bei Quantencomputern mit neutralen Atomen“, sagt Timon Hilker.

Die Universität Strathclyde bildet mehr als 20 000 Studenten aus und ist ähnlich der TU München technisch orientiert. Der Fachbereich für Physik an der Fakultät für Naturwissenschaften setzt einen starken Schwerpunkt auf die Quantenoptik. Es wird derzeit von Stefan Kuhr geleitet, der bis 2010 gemeinsam mit Immanuel Bloch, Direktor der Abteilung Quanten-Vielteilchensysteme, eines der weltweit ersten Quantengas-Mikroskope am MPQ aufgebaut hat. In Glasgow sind mehrere Gruppen aktiv, die wie viele Labors am MPQ (und auch an der LMU München) mit ultrakalten Atomen experimentieren. Neben Versuchen mit optischen Gittern geht es um Quantencomputer in optischen Pinzetten und um Quantensensoren. Diese Ausrichtung der Universität war einer der Hauptgründe für Timon Hilker, sich für Strathclyde zu entscheiden. “Es ist so viel einfacher, ein neues Labor in einer bestehenden Community aufzubauen, wo man sich jeden Tag über neue Ideen austauschen kann. Außerdem entwickelt sich Glasgow momentan zu einem der britischen Zentren für Quantentechnologien. Zum Beispiel gibt es eine neue Doktorandenschule für angewandte Quantentechnologien und die Region ist Sitz vieler Laserfirmen, deren Produkte auch Experimente am MPQ ausstatten.“

Auch kulturell ist Timon Hilker mit Großbritannien bereits bestens vertraut. Während seiner zweieinhalbjährigen Tätigkeit als Postdoc in Cambridge, gefördert durch ein Marie-Curie-Fellowship der Europäischen Union, lernte er auch seine britische Frau kennen, mit der er „seitdem glücklich verheiratet ist“. Das MPQ wünscht Timon Hilker einen guten Start in Glasgow und viel Erfolg in seiner neuen Position. 

 

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